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Lyrik spielt eine besondere Rolle in meinen Interessen. Einerseits suche ich ständig nach geeigneten Vorlagen für Lieder, andererseits inspiriert mich Literatur auch zu rein instrumentalen, teils programmatischen Werken.
Mein besonderes Augenmerk lege ich in letzter Zeit auf die konzentrierte, äußerst kurze Form der Japanischen Jahreszeitenlyrik, insbesondere auf die Form des Haiku, die ich auch selbst in bescheidenen Maße, wenn auch nicht in der Originalsprache, ausprobiere.

Hören Sie einen Beitrag über meine Arbeit an haiku in der Sendung Ganz Ich vom 2.11.2007 © by ORF Ö1

! Neue Sommerhaikai (Juli 2009) !

Sommerhaikai (August 2008)

Regenhaikai (August 2006)

Endloser Regen
Dicke Wolken verdunkeln
Des Tages Helle

Regen wie Schnüre
Zeichnet Striche erdenwärts
Himmlisches Kunstwerk

Neuerlicher Guss
Nach kurzer Regenpause.
Hört's je wieder auf?

Es regnet ständig
Bäche schwellen an
Hochwassergefahr!

  

Frühlings-Achrostichon (März 2006)

Frische Knospen
R
eichen aus der Grasnarbe,
Ü
berall ahnt man schon den Duft -
H
alt!
L
eicht kehrt die
I
rre Kälte zurück.
N
och ist es nicht soweit -
G
eduld, Geduld ...

 

 

Es lebe Wolfgang Amadeus Mozart! (Februar 2006)

Musik
Ohne
Zerrissenheit,
Andächtig klar, (auf-)
Richtig
Trance herbeiführend

Träumer,
Respektlos
Ausufernd,
Zerrissen, aber
Offenherzig
Meisterhaft
 
 

Aus der Haiku-Werkstatt: Winter-Haiku (Jänner 2006)
 

Der weiße Raureif
überzieht feine Äste
Schönheit des Frostes

 

Magnoilen-Achrostichon

Mitten im
April
Gehen deine Knospen auf.
Neidisch blicken alle auf dich.
Ohne deine
Leuchtkraft:
Ist es
Eigentlich wirklich schon Frühling?

 

Aus der Haiku-Werkstatt: Obdachlosen-Haikai (Februar 2005)
 

Am Tag unterwegs
Umherirren und trinken
Wo werd' ich schlafen?

Schon früh am Morgen
An jedem Platz unerwünscht
Wo soll ich bleiben?

Billiger Fusel
Ab und zu ein paar Münzen
Reicht es bis morgen? 

 
 

Spätherbstliche Haikai (Oktober/November 2004):
 

Der frische Herbstwind
Schenkt dem Lenkdrachen Auftrieb
Noch immer höher.

Der Flug des Drachen
ist wie das stete Streben
der Seele nach Gott.

Ein Drachen im Wind
Höher und immer höher
Plötzlich am Boden.

Letzter warmer Tag
Bald werden wir frieren, nur
Erinnerung zählt

Nur Vergänglichkeit
strahlen diese Tage aus
Staub, dann Erlösung.

Der bunte Herbstwald
wird bald an Glanz verlieren
Der Winter naht sich.

Spielende Kinder
entdecken längst gewohntes
immer wieder neu.

Spielende Kinder
in der Abenddämmerung
Wie alt bin ich jetzt?

Mächtige Mauern
trotzen seit Jahrhunderten
menschlicher Dummheit.

© by Wolfgang Nening, Wien 2003-06