HAIKAI 2002
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haiku (Mehrzahl:
haikai) ist eine traditionelle Form der japanischen Lyrik. Ein haiku
besteht aus drei Zeilen, wobei die erste und letzte Zeile aus fünf, die
mittlere aus sieben Silben besteht. Grundthemen der haiku sind
Naturbetrachtungen (Jahreszeitenlyrik).
In letzter Zeit hat mich diese Form der
Lyrik besonders fasziniert; zwei meiner letzten Stücke sind auf
traditionellen haikai aufgebaut, obwohl der Text nicht verwendet wird, das
sind:
Zwei Stücke für großes Orchester nach Lyrik von Bashò
und
Bläserquintett Nr.1 (derzeit noch in Arbeit)
Seitdem versuche ich mich hobbymäßig im
Dichten eigener haikai. Nachfolgend einige meiner Ergüsse:
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Frühmorgens leuchtet
mit ihren hellsten Strahlen
die warme Sonne.
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Anfangen
möcht’ ich
und immer wieder spielen,
immer wieder neu.
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Horch! Welche Stille!
Sogar die Vögel schweigen.
Unheimliche Ruh’!
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Graugänse schnattern
wie Espressomaschinen.
Unendlicher Lärm!
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Abendsonne, schwach,
Himmel liegt in dunklem Grau.
Der Abschied so nah.
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Verlorenes Spiel
kann mich nicht entmutigen.
Ganz sicherlich nie.
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Das Schneeglöckchen, weiß,
durchbricht die Decke des Schnees.
Bote des Frühlings!
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Einsamer Vogel,
weck ihn für uns alle auf,
den lieben Frühling!
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Der braune Kuckuck
mag jetzt gar nicht mehr rufen:
Hochsommerhitze!
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Heiße Sonnenglut
versengt mit all ihrer Kraft
die dürren Ähren.
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Vom Dach der Scheune
Tropft beharrlich das Wasser,
Herbstnieselregen.
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Herbstlaub wirbelt bunt
durch Kastanienwälder.
O welch' Farbenpracht!
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Schnee stürzt vom Himmel,
unendlich viele Flocken,
Frau Holles Tagwerk.
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Klirrende Kälte.
Sogar die Fische starren
durchs ewige Eis!
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